Wasserschutz ist wesentlich

Satellitendaten zeigen: Die Ressource Wasser wird knapp. Der globale Wasserstress wirkt sich auch hierzulande wirtschaftlich aus. Welches Portfoliorisiko Wasser in Zukunft darstellen könnte, warum Bewässerungseffizienz nicht mehr ausreichend ist und was Unternehmen jetzt tun können oder müssen.

Satellitenbilder lügen nicht. Erst zeigten Sentinel-2 und Landsat-8d, wie es um die Wälder in Deutschland steht (von 2018 bis 2021 ist die Waldfläche um etwa 501.000 Hektar und damit fünf Prozent zurückgegangen), jetzt verraten die Daten der Satellitenmission Grace, dass Deutschland zu den Regionen mit den höchsten Wasserverlusten weltweit gehört. Einmal der ganze Bodensee ging in den vergangenen 20 Jahren verloren, das sind jährlich
2,5 Kubikkilometer. Der Grundwasserspiegel sinkt, einen Wassermangel gibt es aber nicht. Noch nicht.

Wassermangel nimmt weltweit zu

Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO liegt in zehn von 178 Staaten die jährliche Frischwasserentnahme über den sich erneuernden Wasserressourcen. Weltweit haben 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, bis 2050 sollen es
5,7 Milliarden Menschen sein. Der Agrarsektor allein verbraucht weltweit rund 70 Prozent, in manchen Entwicklungsländern sogar 90 Prozent des Frischwassers, wie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit schreibt. 20 Prozent der Wasserressourcen nutzt die Industrie.

Globaler Wasserstress trifft deutsche Unternehmen

Deutschland ist nach Angaben der Welthandelsorganisation die drittgrößte Importnation. Und 90 Prozent der deutschen Unternehmen haben laut WWF somit ein importiertes Wasserrisiko. Dazu gehören die Landwirtschaft, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Rohstoff- und Chemieindustrie. Wasserstress kann die Produktion oder die Versorgung mit Rohstoffen gefährden, die Energieerzeugung zum Erliegen bringen oder Lieferketten unterbrechen.

Wasserfußabdruck bestimmen

Unternehmen sollten sich jetzt mit den Risiken, die sich etwa aus Wasserknappheit oder Überflutungen ergeben, beschäftigen und ihre Produktionsweisen anpassen. Es gilt, den Wasserfußabdruck zu analysieren, inklusive relevanter Verbraucher und Zulieferer, – und sich dann mit neuen Technologien zur Nutzung von Brauchwasser, gutem Monitoring oder Leckerkennung auseinanderzusetzen. Auch wenn Wasser im Pariser Klimaschutzabkommen nicht explizit erwähnt wird, ist es wesentlicher Bestandteil fast aller Klimaschutz- und Anpassungsstrategien. SDG 6, also eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, soll die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und eine funktionierende Sanitärversorgung für alle gewährleisten. Das gilt es für Unternehmen – auch im wirtschaftlichen Interesse – zu erreichen.

„Wasser ist das neue Kohlendioxid“, schreibt Lisa Beauvilain in ihrem Beitrag auf Investor’s Corner, dem Blog von BNP Paribas Asset Management. Sie ist verantwortlich für Research und Analyse im Bereich Umwelt, Soziales und Governance. Bisher hätten etwa nur 15 Prozent der Energieversorger Wassersparmaßnahmen ergriffen, obwohl sie zu den größten Verbrauchern von Kühlwasser gehörten. Dabei sei es durchaus denkbar, dass in Zukunft Wasser ein größeres operatives und strategisches Portfoliorisiko darstelle als Treibhausgase.

Effizienz allein reicht nicht

Die Bundesregierung fördert seit 2021 mit dem Forschungsprogramm „Wasser: N“ die Entwicklung innovativer Technologien, Verfahren und Systemlösungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource. Dabei soll der Wasserkreislauf im Fokus stehen und das Schließen von Kreisläufen eine Schlüsselrolle spielen. Das ist auch wichtig, denn eine reine Bewässerungseffizienz ist nicht ausreichend, wie man zum Beispiel an den Anbauregionen im südlichen Spanien sehen kann. Der WWF hat dort zwar eine erhöhte Bewässerungseffizienz durch Tröpfchenbewässerung festgestellt. Doch das eingesparte Wasser dient nicht den Reserven, sondern wird häufig zur Ausweitung der Produktion genutzt. Die Umweltschutzstiftung selbst hat mit anderen Organisationen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft das Bündnis Alliance for Water Stewardship gegründet – und den Water Stewardship-Standard entwickelt.

Wasser ökonomisch bewerten

Wasser muss wirtschaftlich neu bewertet werden. Noch ist es zu billig zu haben. Was würde eine konventionell hergestellte Jeans kosten, würde man den virtuellen Wasserverbrauch, den Schaden durch die Pestizide auf den Baumwollplantagen, die Wasserverschmutzung durch die Chemikalien in den Färbereien, faire Löhne und die Schäden durch Dürren einpreisen? Klimaschutz und Emissionsminderungen gehen Hand in Hand mit einer reduzierten Wassernutzung. Deshalb ist es wichtig, dass auch die Wirtschaft in das Thema investiert. Denn wie beim Klimaschutz werden die Kosten der Schäden die Kosten der Prävention voraussichtlich übertreffen.

Bild: Amritanshu Sikdar | Unsplash

Other News

Lesen Sie auch