Unternehmensverantwortung = Lieferkettenverantwortung

Soziale Medien tragen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen oder Umweltverschmutzungen aus der ganzen Welt direkt auf die Bildschirme von Kunden oder zukünftigen Mitarbeitern. Verantwortung endet damit nicht mehr an der eigenen Unternehmensgrenze, sondern geht weit darüber hinaus: in die gesamte Lieferkette – dort, wo meist auch die größten Auswirkungen in wenig regulierten Märkten liegen. Gerade für rohstoffintensive Branchen gilt: Die Transparenz in der eigenen Lieferkette ist kein „nice-to-have“ mehr, sondern notwendig, um Korruptions- und Reputationsrisiken im Griff zu haben.

Globale Standards als Treiber und Orientierung  
Für Unternehmen erhöht sich mit der Verantwortung über ihre gesamte Wertschöpfungskette die Komplexität von Anforderungen immens. Globale Organisationen wie der United Nations Global Compact oder die Global Reporting Initiative (GRI) wollen mit Richtlinien zu Management und Berichterstattung Orientierung schaffen – und treiben damit gleichzeitig das Thema. Beispiel GRI-Reporting-Standard G4: Gegenüber seinem Vorgänger ist die Anzahl der Indikatoren, die Angaben zur Lieferkette verlangen, von vier auf elf angewachsen. Dies erhöht den Offenlegungsdruck für Unternehmen und schafft gleichzeitig Orientierung für Stakeholder. Auch das Carbon Disclosure Project (CDP) mahnt in seinem Global Supply Chain Report 2015/16 die Transparenz der insgesamt 7.800 Zulieferer seiner 75 Partnerunternehmen an. Schließlich entstehen im Durchschnitt in der vorgelagerten Wertschöpfungskette doppelt so viele Treibhausgasemissionen, wie das Unternehmen in seinen eigenen Prozessen verursacht.

Die gesamtheitliche Betrachtung der Wertschöpfung schlägt sich auch zunehmend direkt in Gesetzen für Unternehmen nieder. So zum Beispiel in der EU-Richtlinie zur Angabe nichtfinanzieller Informationen, dem US-Amerikanischen Dodd-Frank Act sowie im britischen Modern Slavery Act. Letzterer verpflichtet Unternehmen, die im Königreich tätig sind, ab dem Geschäftsjahr 2016 zu einer jährlichen Erklärung gegen Sklaverei und Menschenhandel.

Verantwortung in der Lieferkette als Business Case
Die Maßnahmen zeigen Wirkung. Ende 2015 vermeldete der UN Global Compact in dem Leitfaden zur Anwendung seiner zehn Prinzipien in der Lieferkette: Angefangen mit der Offenlegung von Informationen zur Lieferkette, über Kontrolle durch Audits sind mittlerweile innovative Kooperationen zwischen Unternehmen und ihren globalen Zulieferern entstanden – wie beispielsweise gemeinsame Mitarbeiterschulungen zu sozialen Standards oder die übergreifende Entwicklung ressourcenschonender Produkte. Denn für Unternehmen kann sich laut einer Studie des World Economic Forum (2015) die Auseinandersetzung mit ihrer Lieferkette auch wirtschaftlich lohnen: Der Umsatz wächst um bis zu 20 Prozent, die Kosten sinken derweil um bis zu 16 Prozent, während der Markenwert um bis zu 30 Prozent steigen kann.

 

Foto: jala / photocase.de

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