- Fast alle DAX-30-Unternehmen berichten gemäß TCFD.
- Über die Resilienz der Unternehmensstrategie gegenüber unterschiedlichen Klimaszenarien wird nicht berichtet.
- Unternehmen sehen mehr Transitions- als physische Risiken des Klimawandels.
akzente hat im Rahmen eines Forschungsvorhabens des Umweltbundesamts untersucht, wie Unternehmen über ihre klimabezogenen Risiken und deren Management berichten und dafür als Raster die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) zugrunde gelegt. Analysiert wurden die Nachhaltigkeitsberichte und nichtfinanziellen Erklärungen der 100 größten deutschen Unternehmen. Einbezogen wurde auch die Berichterstattung der DAX-30-Unternehmen an CDP (ehem. Carbon Disclosure Projekt).
Kaum Berichterstattung in Nichtfinanziellen Erklärungen
Die Analyse zeigt: Fast alle DAX-30-Unternehmen berichten gemäß den TCFD-Empfehlungen, aber nicht alle informieren dazu öffentlich. Ein großer Teil der Klima-Berichterstattung erfolgt über die Onlinedatenbank „Klima“ von CDP. Da CDP die meisten Anforderungen von TCFD übernommen hat, ist diese Berichterstattung bezüglich klimabezogener Risiken auch am weitesten fortgeschritten. Aber einige Unternehmen, die dort berichten, schalten ihre Angaben nicht öffentlich, sondern nur für ihre Investoren frei.
Im Vergleich zu CDP-Klima bieten die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen weniger relevante Angaben zu klimabezogenen Risiken. Dennoch stellen sie, wenn sie sich an den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) orientieren, einen guten Ausgangspunkt für eine klimabezogene Berichterstattung dar. Am wenigsten aussagekräftig in Sachen Klimarisken sind die Nichtfinanziellen Erklärungen. Das war zu erwarten, ist nun aber empirisch belegt.
Transitorische Risiken werden am häufigsten genannt
Wenn Unternehmen in Nachhaltigkeitsberichten auf klimabezogene Risiken eingehen, sprechen sie in den meisten Fällen sowohl Risiken aufgrund des Klimawandels (physische Risiken) als auch Risiken aufgrund steigender Klimaschutzanforderungen (transitorische Risiken) an. Bei CDP-Klima berichten die DAX-30-Unternehmen meist ausführlich zu beiden Risikoarten.
Allerdings sehen sich Unternehmen häufiger und stärker von transitorischen als von physischen Risiken betroffen. In den Angaben zu wesentlichen Risiken bei CDP-Klima werden doppelt so viele transitorische wie physische Risiken beschrieben. In der Folge werden die möglichen finanziellen Auswirkungen der transitorischen Risiken insgesamt höher eingeschätzt. Die Angaben zu den möglichen finanziellen Schäden summieren sich bei den transitorischen Risiken auf 11,2 Mrd. Euro – fast doppelt so viel wie bei den physischen, die in Summe auf 6,6 Mrd. Euro veranschlagt werden. Mit Berücksichtigung der Angaben zu den Eintrittswahrscheinlichkeiten vergrößert sich dieser Abstand weiter. Noch zu klären ist, ob die physischen Risiken von den Unternehmen möglicherweise unterschätzt werden.
„Im ungünstigsten Szenario zwingen extreme klimabedingte Schäden infolge einer lange hinausgezögerten Energiewende schließlich zu einer plötzlichen und radikalen Umstellung der Wirtschaft.“
BaFin (2020)
Noch keine Erläuterung zur Resilienz der Unternehmensstrategie
Die elf Transparenzempfehlungen der TCFD werden unterschiedlich gut umgesetzt: Natürlich berichten die meisten Unternehmen über ihre Treibhausgasemissionen und legen oft auch Klimaschutzziele samt entsprechender Maßnahmen dar. Ganz anders sieht es bei der von TCFD geforderten Einschätzung zu Resilienz der Unternehmensstrategie gegenüber unterschiedlichen Klimaszenarien aus: Dafür ergab die Analyse keinen einzigen Fall. Dass CDP diese TCFD-Anforderung gar nicht erst übernommen hat, mag ‚gute Gründe‘ haben – immerhin sind solche Aussagen für Unternehmen unüblich und äußerst schwierig zu treffen.
Was TCFD hier unter dem Stichwort Resilienz fordert, ist ein Novum, das aber zumindest zum Nachdenken anregen sollte. Denn nicht wenige Unternehmen werden ihre Strategie fundamental anpassen müssen, wenn sie im Übergang zu einer dekarbonisierten Welt wettbewerbsfähig bleiben wollen. So warnte auch die BaFin im vergangenen Jahr: „Im ungünstigsten Szenario zwingen extreme klimabedingte Schäden infolge einer lange hinausgezögerten Energiewende schließlich zu einer plötzlichen und radikalen Umstellung der Wirtschaft.“
Bericht und Projekt
Die Untersuchung erfolgte im Rahmen des Forschungsvorhabens „Ökonomie des Klimawandels. Neue Managementinstrumente zur Minderung von Klimarisiken in Staat und Wirtschaft“, das die Frankfurt School of Finance and Management zusammen mit der Munich Climate Insurance Initiative und akzente im Auftrag des Umweltbundesamts durchführt.
Die Ergebnisse sind in der Studie „Management von Klimarisiken in Unternehmen: Politische Entwicklungen, Konzepte und Berichtspraxis“ sowie in einer Zusammenfassung für Entscheidungsträger und Multiplikatoren veröffentlicht.
Foto: Jéan Béller | Unsplash