CDP – was war das nochmal?
Zwischen all den Umweltstandards, Ratings und Zertifizierungen, die es aktuell gibt, verliert man leicht die Orientierung. Die Abkürzung CDP fällt dabei häufiger im Diskurs. Als die Non-Profit-Organisation im Jahr 2000 gegründet wurde, hieß sie Carbon Disclosure Project und befasste sich mit der Offenlegung von Daten zu Treibhausgasemissionen und Klimaschutzaktivitäten von Unternehmen. Im Laufe der Jahre wurde das Spektrum ausgeweitet – es werden nun auch Plattformen für Informationen zum Umgang mit den Themen Wasser und Waldbewirtschaftung („Forests“) bereitgestellt. Ebenso können jetzt auch Staaten, Städte und Regionen aus über 90 Ländern via CDP berichten. Diese Erweiterungen waren offensichtlich der Grund dafür, dass die Initiative sich umbenannt hat und jetzt nur noch CDP heißt. Im Oktober 2021 kündigte CDP an, zukünftig Berichtsplattformen zum Schutz der Ozeane, zum Erhalt der Biodiversität und zu weiteren Umweltthemen zu ergänzen.
Die Grundidee von CDP besteht darin, Informationen insbesondere von Unternehmen so strukturiert bereitzustellen, dass Investoren damit gut arbeiten können. Nach Angaben von CDP nutzen inzwischen fast 600 institutionelle Investoren diese Informationen. Die über CDP verfügbar gemachten Daten werden außerdem vom Bloomberg Terminal, STOXX, S&P Global Trucost, FTSE/Russell, MSCI ESG verwendet.
Die Offenlegungen nehmen zu
Die Berichterstattung an CDP ist freiwillig. CDP fordert allerdings Unternehmen zur Berichterstattung auf, wenn Investoren oder Kunden dieser Unternehmen eine entsprechende Anfrage an CDP stellen.
2021 haben über 13.000 Unternehmen, die mehr als 64 Prozent der globalen Marktkapitalisierung ausmachen, über CDP Angaben zu ihrem Umgang mit Klimarisiken, zum Schutz der Ressource Wasser und zur Sicherung eines nachhaltigen Umgangs mit Wäldern offengelegt. Das entspricht einem Anstieg von 37 Prozent gegenüber 2020 (siehe Grafik). CDP begründet die Zunahme an Offenlegungen unter anderem mit der steigenden Nachfrage von institutionellen Investoren.
Wie schneidet die deutsche Wirtschaft bei CDP Klima ab?
Als im Dezember 2021 die neuen CDP-Bewertungen und Rankings veröffentlicht wurden, hat akzente die Berichterstattung deutscher Unternehmen in der Kategorie Klima genauer unter die Lupe genommen.
Quelle: eigene Darstellung. Daten CDP, Responses 2021
Man könnte erwarten, dass die 294 deutschen Unternehmen*, die aktuell in der Klima-Datenbank von CDP enthalten sind, zumindest einige Transparenzanforderungen gut erfüllen. Aber 33 Prozent der Unternehmen, die 2021 von CDP angefragt wurden, haben darauf nicht reagiert, nur 3 Prozent haben geantwortet und abgesagt. Und tatsächlich: Mit einer Nichtbeantwortung ist das Thema nicht vom Tisch. Vielmehr werden diese Unternehmen weiterhin bei CDP geführt und mit einem F, der niedrigsten Kategorie von CDP bewertet. Denn CDP bewertet die Transparenz und die beschriebenen Aktivitäten der Unternehmen mit einem Rating von A bis F. Während ein A das Level „Leadership“ abbildet und führende Unternehmen auszeichnet, ist F die schlechteste Bewertung. Die fehlende Antwort wird von CDP also direkt in mangelnde Transparenz übersetzt.
Von den Unternehmen, deren Bewertung für das Jahr 2021 veröffentlicht ist, wurde der Score B (Management Level) am häufigsten vergeben – für 58 Unternehmen (19 Prozent). Mit der Bewertung A (Leadership Level) wurden insgesamt 13 Unternehmen (4 Prozent) ausgezeichnet, während 20 Unternehmen (7 Prozent) Score C und 10 Unternehmen (3 Prozent) Score D erhielten.
Unternehmen die zum ersten Mal an CDP berichten, können im ersten Jahr darum bitten, dass der Score nicht veröffentlicht wird. In diesen Fällen wird „n.a.“ (not available) ausgewiesen. Das war 2021 bei immerhin 25 Prozent der Unternehmen der Fall. Nun kann man also gespannt sein, wie sich das auf die Zusammensetzung der „Benotung“ auswirkt, wenn die Scores dieser neuen Unternehmen 2022 mit einfließen.
Daumen hoch: DAX 30 und DAX 40 Unternehmen berichten überwiegend
Der bisherige DAX 30 wurde 2021 um zehn Unternehmen erweitert und wird jetzt als DAX 40 geführt. Wir wollten im Zuge unserer Analyse herausfinden, wie diese Börsenschwergewichte an CDP berichten und wie „Neuen“ im Vergleich zu den bisherigen Unternehmen abschneiden.
Die ursprünglichen DAX-30-Unternehmen haben alle an die CDP-Datenbank zu CDP-Klima berichtet, 24 haben diese Informationen für die Öffentlichkeit freigeschaltet.
Auch im neuen DAX-40 überwiegt die Transparenz: 38 Unternehmen haben 2021 an CDP die verlangten Angaben zum Thema Klima berichtet. Bei zwei Unternehmen erfolgte diese Berichterstattung über eine Konzernmutter im Ausland und sieben gewähren nur ihren Investoren Einblick. 29 der DAX-40 Unternehmen (72 Prozent) haben ihre Angaben für die Öffentlichkeit und interessierte Fachleute freischalten lassen. Zwei Unternehmen im DAX-40 haben 2021 nicht an CDP berichtet.
Aufbruch ist die beste Strategie
Es wird für viele europäische Unternehmen nicht mehr lange möglich sein, nicht über Treibhausemissionen und das Management von klimabezogenen Risiken zu berichten. Denn nach den Plänen der EU-Kommission soll noch dieses Jahr die sogenannte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verabschiedet werden.
Gemäß des bereits vorliegenden Entwurfs für die CSRD sollen Unternehmen ab einer Beschäftigtenzahl von 250 Mitarbeitern zukünftig im Lagebericht eine Berichterstattung zu Nachhaltigkeit ergänzen. Die Berichtsanforderungen werden in Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (European Sustainability Reporting Standards – ESRS) definiert. Diese Standards werden derzeit von europäischen Fachleuten entworfen. Nach Abnahme durch die Kommission sollen diese Standards durch sogenannte delegierte Verordnungen rechtsverbindlich werden. Einer dieser Standards wird Anforderungen zu klimabezogener Berichterstattung enthalten, die sich in relevantem Umfang mit den Berichtsanforderungen an CDP überschneiden.
Vorbereitet sein für das, was kommt
Wenn ein Unternehmen von CDP angefragt wird, empfiehlt es sich, die Gelegenheit zu nutzen: Man zeigt bei CDP, dass man sich mit dem Thema befasst und zugleich bereitet man sich auf die neuen Vorschriften vor. Für Unternehmen, die noch nicht auf dem Radar von CDP sind, besteht die Möglichkeit, auf die finale Fassung des ESRS zu Klima zu warten – oder sich mit der für das Frühjahr 2022 geplanten Konsultationsfassung auseinanderzusetzen.
Mitarbeit an diesem Artikel: Lea Mahlke
Foto: Claudio Schwarz | unsplash