Ein einfaches Rezeptbuch ist das Framework des International Integrated Reporting Council (IIRC) für die Integrierte Berichterstattung nicht geworden. Und wer es eins zu eins anwenden will, verzweifelt daran. Die Idee ist trotzdem klasse! – eine Antwort auf den Beitrag von Dr. Axel Klein.
Vor rund einem Jahr standen Berater, Finanzberichterstatter – und hoffentlich auch Investoren – gespannt in den Startlöchern und warteten auf den Startschuss des International Integrated Reporting Council (IIRC) für die Integrierte Berichterstattung. Mit seiner Bewertung, dass dies ein Fehlstart war, hat mein Kollege Dr. Axel Klein vollkommen Recht: Es war falsch, den Integrierten Bericht als dritte Alternative neben Nachhaltigkeits- und Geschäftsberichten einzuführen. Ja, die Integrierte Berichterstattung birgt das Risiko, dass ihre Entwicklung auf Kosten einer seriösen Nachhaltigkeitsberichterstattung geht, weil man (vermeintlich) Kosten einsparen will. Und ja, kaum ein Unternehmen setzt die Idee des IIRC in Gänze um.
Aber so what?
Ein Jahr nach der – für viele meiner Kollegen enttäuschenden – Veröffentlichung des IIRC-Frameworks kommt es nun darauf an, die guten Ideen daraus zu nutzen und sie fruchtbar zu machen für Unternehmen, die Gesellschaft und das Thema Nachhaltigkeit. Denn, was das IIRC doch eigentlich vermitteln will, ist der Appell an Unternehmen,
- den Begriff des Kapitals neu, gesamthafter zu definieren
- die Auswirkungen der eigenen Geschäftstätigkeit zu identifizieren und zu reflektieren
- die Wirkungszusammenhänge zwischen den sechs Kapitalformen zu verstehen
- die interne Zusammenarbeit zwischen den Finanz- bzw. Investor Relations- und den Nachhaltigkeitsabteilungen zu intensivieren und zu verbessern
- weiter in die Zukunft zu schauen, als das vorgeschriebene Prognosejahr
Natürlich befreit eine Berichterstattung nach dem IIRC-Framework kein Unternehmen von den nationalen Publizitätspflichten. Die zunehmenden Anforderungen etwa des deutschen HGB, des internationalen IFRS oder des US-GAAP sind weiterhin zu erfüllen. Dass in den kommenden Jahren weder eine Vereinfachung noch eine Homogenisierung dieser Standards zu erwarten ist, darf man aber dem IIRC nicht vorwerfen. Im Gegenteil: Es hat das einzig richtige gemacht: einen Impuls gesetzt und Anleitung zur Reflexion gegeben.
Die Zukunft ist das Ziel
Vielleicht müssen gerade wir Deutsche uns mehr davon lösen, jeden Standard von A bis Z erfüllen zu wollen. Wir sollten uns gedanklich einlassen auf eine Vision der Wirtschaft von morgen, in der nicht nur finanzielle sondern auch natürliche, intellektuelle oder Beziehungsressourcen in unternehmerischen Bewertungen und Entscheidungen eine Rolle spielen. Die korrekte Bezeichnung eines solcherart gedachten Berichts wäre dann auch nicht mehr Geschäfts- sondern Unternehmensbericht.
Ich denke aber noch ein Stück weiter: Nachdem wir jahrzehntelang in Geschäftsberichten historische Informationen veröffentlicht haben, streben wir momentan danach, Informationen möglichst aktuell bereitzustellen. Mit dem, was die Informationstechnologie heute leisten und zukünftig mit Big Data leisten können wird, rückt aber auch eine Rechenschaft darüber, wie ein Unternehmen seine Ressourcen in den kommenden Jahren einzusetzen plant, in den Bereich des Möglichen. Damit entstünde ein Wettbewerb um den effizientesten Einsatz bestehender Ressourcen. Und dann würden wir auch nicht mehr von einem Unternehmensbericht, sondern von einem Unternehmenszukunftsbericht sprechen – und damit immer auch implizit von Nachhaltigkeit.