DIALOG. DISKURS. DATEN.

Wie die KfW Bankengruppe mit vielfältigen Ansprüchen umgeht. Ein Beitrag in "The Reporting Times" von Dr. Karl Ludwig Brockmann und Sabine Braun.

Als staatliche Bank steht die deutsche KfW im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit vieler Stakeholder. Das gilt besonders beim Thema Nachhaltigkeit. Sie soll Standards setzen und mit gutem Vorbild vorangehen. Dafür hat die KfW ihr Reporting und ihre Kommunikation ausgebaut – Hand in Hand mit dem strategischen Anspruch, der sich im Claim „Bank aus Verantwortung“ ausdrückt.

Die KfW wurde 1948 gegründet als Kreditanstalt für den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist sie die weltweit grösste nationale Förderbank sowie nach Bilanzsumme die drittgrösste Bank Deutschlands. Sie ist aber kein Kreditinstitut, sondern eine Anstalt des öffentlichen Rechts. In der KfW Bankengruppe, zu der auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG), die KfW IPEX-Bank GmbH und die KfW Capital GmbH & Co. KG gehören, arbeiten insgesamt mehr als 7600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Rechtsaufsicht fungieren im jährlichen Wechsel das deutsche Bundesministerium für Finanzen bzw. das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Der Verwaltungsrat besteht nach dem KfW-Gesetz aus 37 Vertretern von Politik, Wirtschaft und Verbänden.

Verpflichtung zu Nachhaltigkeit

Gemäss dem Gründungsauftrag und den Vorgaben durch das KfW-Gesetz hat die KfW einen vielfältigen Förderauftrag und Aufgaben, die mit der Transformation wachsen. Denn in den Förderprogrammen im Inland reicht die KfW von der Bundesregierung bereitgestellte Fördermittel beispielsweise für energieeffiziente Neubauten oder energetische Sanierungen weiter. Die KfW Entwicklungsbank wiederum unterstützt Entwicklungs- und Reformländer, beispielsweise im Rahmen der Initiative für Klima und Umweltschutz. Kurz: Die KfW ist einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet – und sie steht dabei unter besonderer Beobachtung. Die Transparenz der Strukturen, Prozesse und Ziele ist deshalb eine Conditio sine qua non: Die KfW berichtet seit Jahren umfassend nach den weltweit anerkannten Standards der Global Reporting Initiative (GRI).

Dialog: Fokus auf die Stakeholder

Unverzichtbare Grundlage eines GRI-konformen Berichts und eines ambitionierten Nachhaltigkeitsmanagements ist die Priorisierung der relevanten Handlungsfelder, die so genannte Wesentlichkeitsanalyse. Die KfW hat diese erstmals im Frühjahr 2015 im Rahmen eines prominent besetzten Stakeholder Round Table durchgeführt. Ein solcher findet seither jährlich statt. Er bringt externe und interne Stakeholder zusammen, um zu aktuellen Themen wie Menschenrechten oder Sustainable Finance und den Erwartungen an die KfW zu diskutieren.

Die regelmässigen Stakeholdergespräche sind weit mehr als eine Routineanhörung.

Wie viele andere Unternehmen ist die KfW inzwischen von einem Printbericht auf Online-Reporting umgeschwenkt, das verschiedene Stakeholderinteressen bedient. Es umfasst neben dem ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht gemäss GRI ein Online-Magazin, das relevante Nachhaltigkeitsthemen anschaulich aufbereitet. Im Jahr 2019 ist der KfW-Podcast „Ausgesprochen nachhaltig“ als weiteres Format hinzugekommen. Der Podcast adressiert in erster Linie die Öffentlichkeit, aber auch die Mitarbeiter der KfW selbst.

Diskurs: Schwerpunkt Sustainable Finance

Der Erfolg der ersten Diskussion zur Bewertung der wesentlichen Handlungsfelder im Jahr 2015 hatte die KfW darin bestärkt, ein dauerhaftes Stakeholder Panel mit festen Mitgliedern einzurichten. Inzwischen ist nicht zuletzt aufgrund der EU-Strategie zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums mit all ihren Konsequenzen ein überaus grosses Interesse seitens Politik, Nichtregierungsorganisationen und auch von Unternehmen zu verzeichnen, gemeinsam mit Finanzinstituten künftige Entwicklungen und Gestaltungspotenziale auszuloten.

Die Mitglieder des Panels werden jährlich einmal zu unterschiedlichen Themen und Aspekten der Nachhaltigkeit in Interviews befragt. Diese regelmässigen Stakeholdergespräche sind bei der KfW weit mehr als eine „Routineanhörung“: Mit dem prominent besetzten Stakeholder Panel werden strategische Fragen diskutiert und Empfehlungen für das Nachhaltigkeitsmanagement und den Vorstand zusammengetragen. Die Ergebnisse werden dem Vorstand zur Verfügung gestellt und für eine Aktualisierung der Wesentlichkeitsanalyse herangezogen.

Das Nachhaltigkeitsreporting hat in den vergangenen Jahren eine enorme Weiterentwicklung erfahren.

Im Frühjahr 2021 wurden die beiden Formate Stakeholder Round Table und Stakeholder Panel verknüpft und die Panel-Mitglieder zur Online-Diskussion des kurz zuvor verabschiedeten Sustainable-Finance-Konzepts mit dem Vorstandsvorsitzenden der KfW Bankengruppe eingeladen. Dabei wurden neben Fragen zur Kompatibilität des Handelns mit den Pariser Klimazielen auch solche nach der Messbarkeit der Nachhaltigkeitswirkung von geförderten Projekten aufgeworfen. Der politische Wunsch wie auch der eigene Anspruch nach Transparenz in diesem Feld sind zwei wesentliche Fortschrittstreiber. Für eine Anstalt öffentlichen Rechts ist es selbstredend auch eine Verpflichtung, da sie öffentliche Gelder ausreicht.

Daten: Substanzielles Reporting

Das Nachhaltigkeitsreporting hat in den vergangenen Jahren eine enorme Weiterentwicklung erfahren. Das spiegelt sich auch im Nachhaltigkeitsbericht der KfW wider. Die grosse Transparenz bei Managementansätzen und Leistungsindikatoren wurde der KfW im Jahr 2015 beim renommierten Ranking der deutschen Nachhaltigkeitsberichte durch das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IOW) und future e.V. mit dem dritten Platz bestätigt, im Jahr 2018 mit dem zehnten Platz. Seit Inkrafttreten des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes (CSR-RUG) umfasst der Nachhaltigkeitsbericht auch die geforderte Nichtfinanzielle Erklärung.

Mit der Berufung des Konzernbeauftragten für Nachhaltigkeit, Dr. Karl Ludwig Brockmann, in die Technical Expert Group on Sustainable Finance der Europäischen Kommission sind in den vergangenen beiden Jahren auch Impulse aus dieser Diskussion in das KfW-Reporting eingeflossen. Der Nachhaltigkeitsbericht 2019 schliesslich stellte erstmals Informationen gemäss den Empfehlungen der TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures des Finanzstabilitätsrats der G20-Nationen) dar. Auch damit hat die KfW ihren Anspruch und die Erwartungen eingelöst, innerhalb der deutschen Bankenszene vorbildlich zu Nachhaltigkeit zu berichten.


  • Dr. Karl Ludwig Brockmann ist als Konzernbeauftragter für Umwelt und Nachhaltigkeit verantwortlich für die Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements der KfW Bankengruppe und die Nachhaltigkeitsberichterstattung der KfW.
  • Sabine Braun ist Gründerin und Geschäftsführerin der Nachhaltigkeitsberatung akzente. Seit mehr als 25 Jahren begleitet sie grosse und mittelständische Unternehmen beim Auf- und Ausbau von Nachhaltigkeitsstrategie, -reporting und -kommunikation.

Der Artikel ist Teil der 18. Ausgabe der „The Reporting Times“, die im Juni 2021 erscheint. Die Gesamtausgabe ist hier einsehbar.


Bild: Headway | Unsplash

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