Chancen durch Risikoanalyse

Nachhaltigkeit sollte in die Risikoanalyse von Unternehmen einbezogen werden – für ihre eigene Zukunft.

Jedes Jahr befragt das World Economic Forum (WEF) rund 1.000 Entscheider weltweit nach den größten globalen Risiken für die Wirtschaft der nächsten zehn Jahre. Das Ergebnis: Im Global Risk Report 2018 waren erstmals die meisten als dramatisch eingeschätzten Risiken ökologischer oder gesellschaftlicher Natur.

Geradezu fahrlässig erscheint vor diesem Hintergrund, dass 70 Prozent der im World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) organisierten 170 überwiegend global tätigen Unternehmen angeben, ihr Risikomanagement erfasse Nachhaltigkeitsrisiken nicht angemessen – obgleich sie es als wichtig erachten würden.

Was sind Nachhaltigkeitsrisiken?

Das Verständnis für Nachhaltigkeitsrisiken und zugrunde liegende Wirkungszusammenhänge scheint deutlich geringer ausgeprägt zu sein als das für technologische oder finanzielle Risiken. Bislang unterscheiden Enterprise Risk Management (ERM) Systeme zwischen vermeidbaren, kontrollierbaren Risiken innerhalb von Unternehmen (z.B. Compliancerisiken), strategischen Risiken wie z.B. Innovationsrisiken und externen Risiken, auf die Unternehmen keinen Einfluss haben wie z.B. Naturkatastrophen, soziale Ungleichheit oder den Verlust gesellschaftlicher Akzeptanz.

Damit ist man beim Kern von Nachhaltigkeitsrisiken, ja mehr noch, beim grundsätzlichen Verständnis von Nachhaltigkeit angelangt. Denn Umfang und Eintrittswahrscheinlichkeit solcher vermeintlich „externen“ Risiken lassen sich nicht losgelöst von den „externalisierten“ Risiken betrachten. Darunter sind negative ökologische oder gesellschaftliche Wertschöpfungseffekte zu verstehen, deren Kosten nicht vom Unternehmen getragen, sondern auf die Gemeinschaft abgewälzt werden.

Früher oder später aber werden externalisierte Risiken direkt oder indirekt zu externen Risiken für Unternehmen: Klimaschädliche Emissionen führen zu Naturkatastrophen, die Übernutzung von Rohstoffen zu knappheitsbedingten sozialen Krisen, und anhaltende Menschenrechtsverstöße zu strengerer Regulierung.

Was eine nachhaltigkeitsbezogene Risikoanalyse leistet

Ziel des Nachhaltigkeitsmanagements ist es, Resilienz zu steigern. Das heißt, die Fähigkeit von Unternehmen zu stärken, Störungen von außen zu absorbieren. Eine nachhaltigkeitsbezogene Risikoanalyse kann hierzu vor allem zwei Beiträge leisten:

Erstens kann sie aufdecken, welche externalisierten Risiken durch das Unternehmen verursacht werden. Dafür werden negative ökologische und soziale Effekte über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg modelliert und Analysen des Produkt- oder Dienstleistungsangebots sowie der Beschaffungsstruktur des Unternehmens einbezogen. Die identifizierten Risiken kann das Unternehmen anschließend priorisieren und minimieren, um spätere Konsequenzen zu vermeiden oder zumindest deren Eintrittswahrscheinlichkeit zu reduzieren. Stakeholderworkshops und spezialisierte Datenbanken sind nur zwei mögliche Tools, um geeignete Proxies dafür zu generieren.

Zweitens kann eine nachhaltigkeitsbezogene Risikoanalyse helfen, die weiterhin unvermeidbaren externen Risiken für das Unternehmen zu mitigieren, indem sie seine konkrete Risikoexposition analysiert und Hinweise auf Risikoszenarien gibt, auf die es sich vorzubereiten gilt. Die Analyse zielt dabei auf die Bewertung der Fähigkeit von Unternehmen, Risiken im Falle ihres Eintretens zu beherrschen. Für solche Untersuchungen kommen typischerweise Stresstests oder Szenario-Analysen zum Einsatz.

 

Neues Verständnis von Risikomanagement

Klimawandel, unfreiwillige Migration, Luftverschmutzung oder Wasser- und Nahrungsmittelknappheit bleiben ernsthafte Probleme, auch wenn Unternehmen ihre Resilienz ihnen gegenüber erhöht haben.

Unternehmen täten deshalb gut daran, systemweite Anpassungsstrategien wie beispielsweise Brancheninitiativen anzustoßen. Das freilich setzt ein vollkommen neues Verständnis von Risikomanagement voraus.

 

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