- Bioökonomie steht für die Abkehr von endlichen Ressourcen, für nachwachsende Rohstoffe und neue Chancen.
- Trotz des Potenzials als nachhaltige Wirtschaftsweise, ist es immer noch ein Nischenthema.
- Um die Bioökonomie zu verankern, müssen alle an einem Strang ziehen – Politik, Industrie und Konsument.
Der Earth Overshoot Day – der Tag, an dem der Mensch mehr natürliche Ressourcen verbraucht als der Planet im selben Jahr produziert – tritt immer früher ein. Er zeigt eindrucksvoll, dass wir über unseren Verhältnissen leben. Hier setzt das Wirtschaftskonzept der Bioökonomie an. Es basiert auf einer effizienten und nachhaltigen Nutzung nachwachsender Rohstoffe und steht für eine Abkehr von fossilen Rohstoffen.
Trotz des vielversprechenden Potenzials verlassen die Ideen und Produkte selten den Nischenmarkt. Wir stellen uns die Frage: Wieso? Und was braucht es, um das Konzept in die Breite zu tragen? Darüber diskutierten wir am 27. Juni 2019 bei der Veranstaltung „Cornelius kocht“ mit dem Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Dr. Werner Ortinger, dem TU-Professor für Marketing und Management nachwachsender Rohstoffe Dr. Klaus Menrad sowie vielen weiteren Gästen.
Bioökonomie – der Anfang vom Ende
Bioökonomie fristet derzeit noch ein Nischendasein. Das bestätigte auch Dr. Werner Ortinger und verdeutlichte in seinem Kurzvortrag wie umfassend das Thema ist. Bioökonomie ist ein ganzheitlicher Ansatz, der so gut wie alle Themenbereiche und Branchen betrifft. Diese Komplexität ist auch eine der zentralen Herausforderungen, wenn es um die erfolgreiche Umsetzung am Massenmarkt geht.
Dabei ist das Konzept in der Evolutionsgeschichte unseres Planeten nicht neu. Bis vor rund 160 Jahren das Erdölzeitalter begann, lebten wir in einer Bioökonomie: Fast alles basierte auf nachwachsenden Rohstoffen. Hergestellte Produkte endeten nach der Nutzung nicht als Abfall, sondern wurden wiederverwertet. Dr. Ortinger schlussfolgert, das Ende des Erdölzeitalters sei somit die Wiedergeburt der Bioökonomie.
Eine Frage des Geldes
Auch wenn das Thema noch nicht im Mainstream angekommen ist, nannte Prof. Dr. Klaus Menrad in seinem Impulsvortrag eine Reihe an Produkten, die bereits der Bioökonomie zugerechnet werden. Als Beispiel nannte er biobasierte Waschmittel, die bereits einen Marktanteil von 50% haben. Doch auch in den Bereichen Naturkosmetik und Bioklebstoffe gibt es zunehmend mehr Produkte, die dem Gedanken der Bioökonomie folgen. Im Vergleich zu Produkten auf Basis fossiler Rohstoffe sind biobasierte Produkte jedoch oftmals teurer. Die Preissensibilität der Konsumenten halte diese dann häufig vom Kauf ab. Fossile Produkte seien nach wie vor zu billig, so Prof. Dr. Menrad.
Bioökonomie: ja. Aber wie?
Geht Bioökonomie überhaupt von heute auf morgen? Und wer ist verantwortlich? Der Verbraucher, der Staat oder die Unternehmen? Die Diskussion ergab: alle. Der Verbraucher muss bereit sein, sich umzustellen, die Politik muss richtige Rahmenbedingungen schaffen und auch Unternehmen müssen biobasierte Innovationen stärker voranbringen.
Die Bioökonomie erhebt keinen totalitären Anspruch, will und kann nicht die eine Lösung sein. Es braucht einen Mix aus unterschiedlichen Ansätzen, um Kreisläufe zu schließen, nachhaltig zu produzieren und zu konsumieren. Der Konsens: Es gibt viele lose Enden, die in einer großen Lösung zusammengeführt werden müssen. Wie diese aussehen kann ist noch offen. Für uns alle bedeutet dies in jedem Fall noch ein ganzes Stück Arbeit – und zwar jetzt, denn wir können nicht länger auf morgen warten.
Wir bedanken uns herzlich für die inspirierenden und anregenden Impulsvorträge von Dr. Werner Ortinger und Prof. Dr. Klaus Menrad sowie bei unseren Gästen, die mit uns diskutiert und sich auf die Suche nach alternativem Wirtschaften begeben haben.
Cornelius kocht
Im Rahmen von Cornelius kocht begrüßen akzente, fors und sustainable regelmäßig interessierte Gäste bei einem ungezwungenen Abend, um sich bei Wein und Pasta mit selbst gemachtem Pesto über aktuelle Themen der Münchner Nachhaltigkeitsszene auszutauschen.
Titelbild: Julian Ebert on Unsplash