DIALOG. DISKURS. DATEN.

Als staatliche Bank steht die deutsche KfW im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit vieler Stakeholder. Das gilt besonders beim Thema Nachhaltigkeit. Sie soll Standards setzen und mit gutem Vorbild vorangehen. Dafür hat die KfW ihr Reporting und ihre Kommunikation ausgebaut – Hand in Hand mit dem strategischen Anspruch, der sich im Claim „Bank aus Verantwortung“ ausdrückt.

Die KfW wurde 1948 gegründet als Kreditanstalt für den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist sie die weltweit grösste nationale Förderbank sowie nach Bilanzsumme die drittgrösste Bank Deutschlands. Sie ist aber kein Kreditinstitut, sondern eine Anstalt des öffentlichen Rechts. In der KfW Bankengruppe, zu der auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG), die KfW IPEX-Bank GmbH und die KfW Capital GmbH & Co. KG gehören, arbeiten insgesamt mehr als 7600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Rechtsaufsicht fungieren im jährlichen Wechsel das deutsche Bundesministerium für Finanzen bzw. das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Der Verwaltungsrat besteht nach dem KfW-Gesetz aus 37 Vertretern von Politik, Wirtschaft und Verbänden.

Verpflichtung zu Nachhaltigkeit

Gemäss dem Gründungsauftrag und den Vorgaben durch das KfW-Gesetz hat die KfW einen vielfältigen Förderauftrag und Aufgaben, die mit der Transformation wachsen. Denn in den Förderprogrammen im Inland reicht die KfW von der Bundesregierung bereitgestellte Fördermittel beispielsweise für energieeffiziente Neubauten oder energetische Sanierungen weiter. Die KfW Entwicklungsbank wiederum unterstützt Entwicklungs- und Reformländer, beispielsweise im Rahmen der Initiative für Klima und Umweltschutz. Kurz: Die KfW ist einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet – und sie steht dabei unter besonderer Beobachtung. Die Transparenz der Strukturen, Prozesse und Ziele ist deshalb eine Conditio sine qua non: Die KfW berichtet seit Jahren umfassend nach den weltweit anerkannten Standards der Global Reporting Initiative (GRI).

Dialog: Fokus auf die Stakeholder

Unverzichtbare Grundlage eines GRI-konformen Berichts und eines ambitionierten Nachhaltigkeitsmanagements ist die Priorisierung der relevanten Handlungsfelder, die so genannte Wesentlichkeitsanalyse. Die KfW hat diese erstmals im Frühjahr 2015 im Rahmen eines prominent besetzten Stakeholder Round Table durchgeführt. Ein solcher findet seither jährlich statt. Er bringt externe und interne Stakeholder zusammen, um zu aktuellen Themen wie Menschenrechten oder Sustainable Finance und den Erwartungen an die KfW zu diskutieren.

Die regelmässigen Stakeholdergespräche sind weit mehr als eine Routineanhörung.

Wie viele andere Unternehmen ist die KfW inzwischen von einem Printbericht auf Online-Reporting umgeschwenkt, das verschiedene Stakeholderinteressen bedient. Es umfasst neben dem ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht gemäss GRI ein Online-Magazin, das relevante Nachhaltigkeitsthemen anschaulich aufbereitet. Im Jahr 2019 ist der KfW-Podcast „Ausgesprochen nachhaltig“ als weiteres Format hinzugekommen. Der Podcast adressiert in erster Linie die Öffentlichkeit, aber auch die Mitarbeiter der KfW selbst.

Diskurs: Schwerpunkt Sustainable Finance

Der Erfolg der ersten Diskussion zur Bewertung der wesentlichen Handlungsfelder im Jahr 2015 hatte die KfW darin bestärkt, ein dauerhaftes Stakeholder Panel mit festen Mitgliedern einzurichten. Inzwischen ist nicht zuletzt aufgrund der EU-Strategie zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums mit all ihren Konsequenzen ein überaus grosses Interesse seitens Politik, Nichtregierungsorganisationen und auch von Unternehmen zu verzeichnen, gemeinsam mit Finanzinstituten künftige Entwicklungen und Gestaltungspotenziale auszuloten.

Die Mitglieder des Panels werden jährlich einmal zu unterschiedlichen Themen und Aspekten der Nachhaltigkeit in Interviews befragt. Diese regelmässigen Stakeholdergespräche sind bei der KfW weit mehr als eine „Routineanhörung“: Mit dem prominent besetzten Stakeholder Panel werden strategische Fragen diskutiert und Empfehlungen für das Nachhaltigkeitsmanagement und den Vorstand zusammengetragen. Die Ergebnisse werden dem Vorstand zur Verfügung gestellt und für eine Aktualisierung der Wesentlichkeitsanalyse herangezogen.

Das Nachhaltigkeitsreporting hat in den vergangenen Jahren eine enorme Weiterentwicklung erfahren.

Im Frühjahr 2021 wurden die beiden Formate Stakeholder Round Table und Stakeholder Panel verknüpft und die Panel-Mitglieder zur Online-Diskussion des kurz zuvor verabschiedeten Sustainable-Finance-Konzepts mit dem Vorstandsvorsitzenden der KfW Bankengruppe eingeladen. Dabei wurden neben Fragen zur Kompatibilität des Handelns mit den Pariser Klimazielen auch solche nach der Messbarkeit der Nachhaltigkeitswirkung von geförderten Projekten aufgeworfen. Der politische Wunsch wie auch der eigene Anspruch nach Transparenz in diesem Feld sind zwei wesentliche Fortschrittstreiber. Für eine Anstalt öffentlichen Rechts ist es selbstredend auch eine Verpflichtung, da sie öffentliche Gelder ausreicht.

Daten: Substanzielles Reporting

Das Nachhaltigkeitsreporting hat in den vergangenen Jahren eine enorme Weiterentwicklung erfahren. Das spiegelt sich auch im Nachhaltigkeitsbericht der KfW wider. Die grosse Transparenz bei Managementansätzen und Leistungsindikatoren wurde der KfW im Jahr 2015 beim renommierten Ranking der deutschen Nachhaltigkeitsberichte durch das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IOW) und future e.V. mit dem dritten Platz bestätigt, im Jahr 2018 mit dem zehnten Platz. Seit Inkrafttreten des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes (CSR-RUG) umfasst der Nachhaltigkeitsbericht auch die geforderte Nichtfinanzielle Erklärung.

Mit der Berufung des Konzernbeauftragten für Nachhaltigkeit, Dr. Karl Ludwig Brockmann, in die Technical Expert Group on Sustainable Finance der Europäischen Kommission sind in den vergangenen beiden Jahren auch Impulse aus dieser Diskussion in das KfW-Reporting eingeflossen. Der Nachhaltigkeitsbericht 2019 schliesslich stellte erstmals Informationen gemäss den Empfehlungen der TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures des Finanzstabilitätsrats der G20-Nationen) dar. Auch damit hat die KfW ihren Anspruch und die Erwartungen eingelöst, innerhalb der deutschen Bankenszene vorbildlich zu Nachhaltigkeit zu berichten.


  • Dr. Karl Ludwig Brockmann ist als Konzernbeauftragter für Umwelt und Nachhaltigkeit verantwortlich für die Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements der KfW Bankengruppe und die Nachhaltigkeitsberichterstattung der KfW.
  • Sabine Braun ist Gründerin und Geschäftsführerin der Nachhaltigkeitsberatung akzente. Seit mehr als 25 Jahren begleitet sie grosse und mittelständische Unternehmen beim Auf- und Ausbau von Nachhaltigkeitsstrategie, -reporting und -kommunikation.

Der Artikel ist Teil der 18. Ausgabe der „The Reporting Times“, die im Juni 2021 erscheint. Die Gesamtausgabe ist hier einsehbar.


Bild: Headway | Unsplash

Kongress zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex 2021 (by CQC)

Umfängliches Programm zu aktuellen Nachhaltigkeitsthemen

In Interviews, Gastbeiträgen, Fachvorträgen und Best Practice-Vorstellungen bietet der diesjährige „Kongress zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (by CQC)“ wieder ein umfängliches Programm zu aktuellen Nachhaltigkeitsthemen. Die zweitägige Veranstaltung widmet sich den Bereichen Biodiversität, Klimaneutralität und Menschenrechte sowie gesetzlichen Trends (CSR-RUG, Lieferkettengesetz, EU-Taxonomie) und dem DNK, BNK als auch den SDGs.

Für Interessierte und Erfahrene

Der thematische Rundumschlag zu Themen des Nachhaltigkeitsmanagements und der Nachhaltigkeitsberichterstattung bietet unter dem Motto „enkelfreundliche Zukunft“ Interessierten und Erfahrenen Anknüpfungspunkte und findet digital statt.

Vorträge namhafter Unternehmen und Organisationen

So referiert beispielsweise Bastian Buck, Chief of Standards bei der Global Reporting Initiative, zum Vorgehen und neuen Entwicklungen bei der Wesentlichkeitsanalyse. Der WWF beleuchtet in seinem Deep Dive das Thema Biodiversität, während Birgit Klesper, Senior Vice Group CR der Deutschen Telekom, zu Nachhaltigkeit innerhalb eines internationalen Großkonzerns in Dialog mit den Teilnehmer:innen treten wird.

Das vollständige Programm der Veranstaltung ist hier einzusehen.


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Diversity in Unternehmen: Echtes Engagement oder nur Marketing?

Mit dem demografischen Wandel der letzten Jahrzehnte ist auch ein gesellschaftlicher Wandel in Deutschland eingetreten. Die Bevölkerung wird nicht nur älter. Globalisierungs- und Migrationsprozesse, politische Einflussnahme und die verstärkte Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen führen dazu, dass die deutsche Gesellschaft nicht nur bunter, sondern auch sensibler für Minderheitenthemen geworden ist. Die jüngeren Generationen wachsen heute mit einem tiefen Verständnis für Diversität auf, sind vielfach selbst Vertreter:innen marginalisierter Gruppen und erwarten von Politik und Wirtschaft, diese auch zu berücksichtigen. Vielen Marken ist die wachsende Attraktivität des Themas Diversity bewusst geworden und verknüpfen es mit Werbe- oder Imagekampagnen. „Diversity“ ist dank moderner Popkultur „in“ geworden.

Diversity-Washing vermeiden

Sichtbarkeit für Diversität zu schaffen, ist ein begrüßenswerter Ansatz, Solidarität mit Minderheiten zu zeigen, ebenfalls. Aber: Diversity ist mehr als vielfältige Menschen in Werbung abzubilden, die Regenbogenflagge zum Pride-Month zu zeigen oder einen solidarischen Social-Media-Post zu veröffentlichen. Echte Anerkennung menschlicher Vielfalt bedeutet auch, Unternehmensstrukturen neu zu denken, Belegschaften heterogen zu besetzen und politisch zu sensibilisieren. Stehen Unternehmen im Verdacht, sich Diversity-Themen lediglich zur Verbesserung ihres Images oder zu Werbezwecken anzueignen, ohne dass es dafür eine glaubwürdige Grundlage gibt, wird – analog zum Greenwashing – die Kritik an „Diversity-Washing“, „Social Washing“, „Rainbow-Washing“ oder „Pink-Washing“ laut.

Diversity heißt nicht nur mehr Frauen

Diversity wird meist mit dem Begriff der „Vielfalt“ übersetzt. Für viele bedeutet Vielfalt immer noch „nur“ mehr Frauen in Führungspositionen. Doch es geht um mehr. Die Charta der Vielfalt thematisiert sieben Dimensionen von Vielfalt, die uns und unsere Identität prägen: Alter, soziale Herkunft, sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung, körperliche und geistige Fähigkeiten, Geschlecht und geschlechtliche Identität sowie ethnische Herkunft und Nationalität. Diversity ist ein organisatorisches und gesellschaftliches Konzept, das einen wertschätzenden, bewussten und respektvollen Umgang mit Verschiedenheit und Individualität herausstellt. Es geht darum, die vielfältigen Leistungen und Erfahrungen von Menschen unterschiedlicher Hintergründe zu erkennen und ihr Potenzial – etwa zur kreativen Problemlösung – zu nutzen.

Gesetzlich verankert

Vielfalt kann helfen, den Fachkräftemangel auszugleichen. Interkulturelle Teams bringen bessere Lösungen. Altersgemischte Teams sind produktiver. Es gibt viele gute Gründe, warum sich Unternehmen ernsthaft mit dem Thema Diversity auseinandersetzen sollten, nicht zuletzt, da das Recht auf Diskriminierungsfreiheit ein Menschenrecht ist, das sowohl in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als auch in der europäischen Menschenrechtskonvention und dem deutschen Grundgesetz festgeschrieben ist. Auf nationaler Ebene gibt es weitere Regulierungen, wie z. B. das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), die Frauenquote und das Entgelttransparenzgesetz. Diese zielen darauf ab, Benachteiligungen aus Gründen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu bes

eitigen. Die Gesetze sind ein wichtiger Anreiz, damit Unternehmen sich mit dem Thema Diversity auseinandersetzen. Allerdings sollte das schlichte Einhalten von Gesetzen kein Schmuck für ambitionierte Unternehmen sein. Auf dem Papier mag das Personal zwar vielfältiger sein, ein echter kultureller Wandel bleibt aber oft aus. Setzen Unternehmen lediglich Anforderungen um, ohne einen kulturellen Wandel, besteht die Gefahr, dass die Belegschaft zwar diverser wird, aber dennoch keine richtige Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken stattfindet.

Was Unternehmen tun können

Damit Diversity in Unternehmen nicht nur eine leere Worthülse bleibt, sondern fest verankert und wirklich gelebt wird, braucht es ein internes Diversity Management. Ein gutes Diversity Management kann durch die Integration vielfältiger Perspektiven ein Umfeld schaffen, in dem jeder Mensch das eigene Potenzial entfalten und produktiv einbringen kann. Dazu gehören Maßnahmen wie eine Diversity-orientierte Gestaltung der Personalpolitik, das Schaffen entsprechender Stellen im Unternehmen, das Durchführen von Diversity-Trainings, das Anbieten von Mentoringprogrammen und das Aufsetzen interner Netzwerkgruppen. Zudem gibt es viele Initiativen, wie die Charta der Vielfalt, bei denen sich Unternehmen engagieren und beraten lassen können. Auch interne und externe Kommunikation ist essenziell, um Personen zu sensibilisieren und die Thematik nachhaltig im Bewusstsein zu verankern. Aber wie bei der Nachhaltigkeitskommunikation gilt auch beim Thema Diversity, keine Haltung ohne Handlung. Um eine wirkliche Veränderung beim Thema Diversity zu erzielen, ist – ähnlich wie bei anderen Nachhaltigkeitsthemen – Zeit, Geld und Engagement gefordert. Erst dann bewegt sich was.


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CSR-Berichtspflicht 2.0: Eine Revolution der europäischen Wirtschaft

Am 7. Mai hatte die EU eine High-Level-Konferenz zur Corporate Sustainability Directive (CSRD) anberaumt. Zu den Diskutanten gehörten auch Vertreter der International Financial Reporting Standards Foundation (IFRS), die aktuell ebenfalls an Standards arbeitet. Es wurde deutlich, dass die EU einen eigenen Weg beschreitet, auch wenn sie international anerkannte Standards einbeziehen will. Olivia Gregoire, Staatssekretärin der französischen Regierung, betonte, dass internationale Standards als Basis gelten, aber nicht als Begrenzung. Zusammen mit weiteren Referenten machte sie deutlich, wie wichtig die doppelte Materialität für die Sichtweise der EU ist. Schließlich steht diese für eine Abkehr von der ausschließlichen Berücksichtigung der Interessen von Finanzinvestoren – wie mehrfach betont wurde. Dennoch geht man auch auf EU-Seite davon aus, dass die geplante Nachhaltigkeitsberichterstattung im Lagebericht vor allem an Finanzinstitute und Investoren gerichtet sein wird.

Ambitionierter Zeitplan

Am 11. Mai 2021 diskutierten dann Wissenschaft, Unternehmens- und Bankenvertreter auf Einladung des Deutschen Global Compact Netzwerks, was von dem Vorschlag der EU-Kommission zur Überarbeitung der CSR-Berichtspflicht zu halten ist. Prof. Dr. Patrick Velte von der Leuphana stellte den Entwurf der neuen „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) vor, die mit Sustainable Finance (Taxonomie und Offenlegungspflicht) sowie den noch geplanten EU-Regulierungen zu Sustainable Corporate Governance (z.B. Lieferkette) eng verknüpft ist. Er wies auf den erweiterten Anwenderkreis hin (alle Kapitalgesellschaften mit mehr als 250 Beschäftigten) und die Prüfpflicht. Velte bewertet den Entwurf insgesamt positiv, den Zeitplan aber als sehr ambitioniert. An vielen Stellen gelte es nun, Nachhaltigkeits-Know-how aufzubauen, so etwa in den Prüfungsausschüssen der Aufsichtsräte, bei den Vorständen und auch bei der BAFIN.

Rolle der Banken

Auf die Herausforderungen für Finanzinstitute ging Sabrina Nickel von der DZ BANK ein. Da Banken der EU-Taxonomie unterliegen, müssen sie künftig zeigen, wie ihre Kreditvergabeaktivitäten demgemäß zu bewerten sind. Dafür brauchen sie die Informationen der Unternehmen. Neben der Erweiterung der Finanzprodukte um Nachhaltigkeitsaspekte (z.B. ESG-linked loans) rechnet Nickel auch damit, dass Banken ihren Kunden künftig Beratung anbieten, um sie zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell zu begleiten. Denn ausschließen werde man insbesondere Bestandskunden nicht, wenn sie noch nicht nachhaltig sind. Klar ist aber, dass die Finanzierung von Unternehmen umso einfacher und günstiger werden wird, je nachhaltiger das Geschäftsmodell ist.

Organisationsaufbau für Integration

Stefan Schnell von der BASF AG, die seit vielen Jahren integriert berichtet (eine zentrale Anforderung des neuen Richtlinienentwurfs), empfiehlt Unternehmen, mit einer Wesentlichkeitsanalyse zu starten. Dass die EU noch keine Inhalte vorgibt (das entsprechende Rahmenwerk wird erst im Oktober 2022 erwartet), müsse nicht daran hindern, nun rasch mit dem Reporting zu beginnen. Man solle sich an den global anerkannten Standards (GRI, SASB und TCFD) orientieren. Wichtig für die Unternehmen sei eine Aufbau- und Ablauforganisation, die es erlaubt, Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verschränken und zu organisieren. Auf jeden Fall müssten die Finanz- und die Nachhaltigkeits-abteilungen nun eng miteinander zusammenarbeiten. Bei BASF habe man gute Erfahrungen mit einem „Sustainable Finance Roundtable“ gemacht.

Herausforderung Datenqualität

Ganz sicher wird das Thema Datenqualität eine große Herausforderung. Nicht nur technisch, sondern vor allem organisatorisch. Denn es gilt dann, unternehmensübergreifend und global zu definieren, wer für die Qualität bestimmter Daten zuständig ist. Selbst in großen oder reportingerfahrenen Unternehmen besteht im Bereich Nachhaltigkeit bis heute ein Flickenteppich an Excelformularen, Datenerfassungstools und Softwarelösungen. Angesichts der Prüfung wird die reibungslose Datenerfassung mit automatisierter Freigabe zur zentralen Aufgabe, ebenso die nutzerorientierte Aufbereitung und Darstellung, beispielsweise als Dashboard zur Steuerung. Hier müssen die IT-Unternehmen aber mit praktikablen Lösungen noch nachlegen.

Fazit

Die neue Richtlinie wird mehr Vergleichbarkeit schaffen, geht es der EU doch um Impact. Dafür werden Standards sorgen, die sich an den globalen Rahmenwerken orientieren. Womöglich bedarf es dann auch keiner Wesentlichkeitsanalyse mehr, die Vergleichbarkeit ja immer einschränkt. Mit dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit (relevant für Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft und auf den Geschäftsverlauf), die der Richtlinienentwurf propagiert, sind wir ohnehin in Richtung eines sehr umfassenden Nachhaltigkeitsverständnisses unterwegs.

Vielfach, das wurde in der Diskussion deutlich, besteht im Bereich Nachhaltigkeit eine Vielzahl von Datenerfassungslösungen. Angesichts der Prüfung wird die Qualität der Daten noch eine große Herausforderung, wie auch die nutzerorientierte Aufbereitung und Darstellung zur Steuerung. Hier müssen die IT-Unternehmen noch nachlegen, allen voran die großen ERP-Anbieter.

Interessant wird die Entwicklung der Formate sein. Denn mit der zwingenden Integration der (umfangreichen) Nachhaltigkeitsinformationen in den Lagebericht und der obligatorischen Prüfung der Inhalte wird es zu einem stark formalisierten Reporting kommen. Das ist nicht schlecht. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit findet damit endlich Eingang in die Unternehmenssteuerung. Die Kommunikation gegenüber den verschiedenen Stakeholdern wie Nachwuchs, Kund:innen und Mitarbeiter:innen wird aber künftig andere Wege finden müssen. Das ist auch gut so. Unternehmen müssen dann nämlich wirklich wissen wollen, was ihre Stakeholder interessiert und eine entsprechend differenzierte Ansprache aufbauen.


Foto: Scott Webb | Pexels

Nachhaltige Events im Mai 2021

Der Mai hält interessante Veranstaltungen rund um Nachhaltigkeit und Wirtschaft bereit. Hier finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Termine.

Marke und Kultur? Für Unternehmen mit Haltung! | 05.05.2021

Haltung in Zeiten des Wandels zu bewahren, ist nicht einfach. Wie Marken und Unternehmen ihre Werte und Kultur sichtbar machen und ihre Versprechen halten können, diskutiert der Verband für nachhaltige Unternehmen „dasselbe in grün“ gemeinsam mit Verbandsmitglied dotfly. Die Veranstaltung findet im Rahmen der regelmäßigen Sustainable Round Tables statt.

Den Link zur kostenlosen Teilnahme finden Sie hier.


Aktualisierung Vision 2050 – Time To Transform | 05.05.2021

Das World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) lädt gemeinsam mit der deutschen Partnerorganisation ecosense zur Vorstellung der aktualisierten Vision 2050 ein: Die Vision 2050 ist eine vom WBCS entwickelte Agenda für Unternehmen, Partner und Stakeholder, die sich mit klar definierten Unternehmensaktivitäten für eine nachhaltige Entwicklung im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens einsetzen möchten.

Wenn Sie sich zur Vision 2050 informieren wollen, geht es hier entlang zur kostenlosen Registrierung für das Online-Event.


High-level conference on a proposal for a Corporate Sustainability Reporting Directive – the way forward | 06.05.2021

Die EU plant mit der „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) die Vorgaben der CSR-Berichterstattung für Unternehmen zu verschärfen: Das bestehende Rahmenwerk der  „Non-Financial Reporting Directive“ (NFRD) soll ausgeweitet und somit deutlich mehr Unternehmen zu höherer Transparenz verpflichtet werden. Die Konferenz der Europäischen Kommission bietet mit Panels und Keynotes von relevanten, politischen Akteur:innen die Möglichkeit, sich zu informieren und Fragen im Voraus einzureichen.

Mehr Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier.


Online Barcamp: Nachhaltigkeit und Digitalisierung – Herausforderungen und Chancen für Ihr Unternehmen | 06.05.2021

Welche Chancen und Herausforderungen bietet Digitalisierung für Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit? Das Kompetenzzentrum Kommunikation Mittelstand 4.0 möchte im Barcamp einen Erfahrungsaustausch anregen und gemeinsam mit Fach- und Führungskräften kleinerer und mittlerer Unternehmen Lösungsstrategien rund um die Themen „Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ erarbeiten.

Zur kostenlosen Anmeldung geht es hier entlang.


2nd DIW Women’s Finance Summit: The Future of Financial Services – Digitalization, Sustainability and Post-Pandemic Growth Models | 06.05.2021

Regulatorische und technische Veränderungen stellen die Finanzbranche vor große Herausforderungen. Im zweiten Women’s Finance Summit des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung geben führende weibliche Vertreterinnen der Finanzdienstleistungsbranche Ausblick auf mögliche Entwicklungen.

Die Registrierung für alle Interessierten ist hier möglich.


Re:publica 2021 | 20. – 22.05.2021

Die re:publica Berlin bildet die europaweit größte Konferenz für Themen rund um Digitalisierung und Gesellschaft. Unter dem Motto „In The Mean Time“ möchte die online stattfindende Konferenz drei Tage lang verschiedene, soziale Folgen der aktuellen Corona-Pandemie unter den Aspekten der Digitalisierung beleuchten: Was braucht eine Gesellschaft „im Mitten-drin“ und was „im Danach“? Eingeladen ist ein gesellschaftlicher Querschnitt aus Vertreter:innen aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, die gemeinsam diskutieren werden.

Informationen und Tickets gibt es hier.


Foto: Jagoda Kondratiuk | Unsplash