Mit dem Politikmonitor Nachhaltigkeit berichten wir seit 2015 regelmäßig zu Themen, Veranstaltungen und regulatorischen Entwicklungen aus Brüssel und Berlin. Denn politische Diskussionen und Rahmenbedingungen bestimmen immer stärker, wie eine nachhaltige Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft ausgestaltet wird. Mit unserem Politikmonitor wollen wir Einblicke geben, Überblick schaffen und Ausblicke versuchen.
Monat: März 2021
Europa als Standardsetzerin
- Bericht zu möglichen europäischen Berichtsstandards zeigt Architektur auf theoretischer Ebene
- Weiter Stakeholder-Begriff berücksichtigt sowohl Anforderungen von Finanzmarkt als auch der Gesellschaft
- Vorschlag zur Umgestaltung der EFRAG zu einem autonomen Standardsetzer als separater Bericht
Vorbild Europäische Union
Die EU begreift sich als Vorreiter beim Setzen von Nachhaltigkeitsnormen – und die Ergebnisse der letzten Jahre geben ihr da durchaus recht. So überrascht es auch nicht, dass sie die angeforderten Nachhaltigkeitsdaten vergleichbarer gestalten will, um die Finanzströme zur Erreichung von Klimaschutzzielen lenken zu können. Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) hat nun ihren Bericht zur Entwicklung europäischer Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung veröffentlicht. Deren Umsetzbarkeit hat sie im Auftrag der Europäischen Kommission mit Blick auf die kommende verschärfende Aktualisierung der EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung geprüft.
Berichten für das Gemeinwohl
Der Bericht „Proposals for a relevant and dynamic EU sustainability reporting standard-setting“ umfasst 54 Empfehlungen, unter anderem zu einem stufenförmigen Reporting-Modell mit branchenunabhängigen, branchenspezifischen und organisationsspezifischen Indikatorensets. Die von der EFRAG entworfene Architektur ist als „Wie sollte es aussehen wenn“-Modell noch auf einer hochtheoretischen Ebene abgefasst: Es geht über ein reines Benchmarking von Unternehmensdaten hinaus und befasst sich mit den grundlegenden Prinzipien, die ein solches Modell erfüllen sollte. Dabei geht es ihr nicht nur um Finanzdaten, obwohl der Bericht auch auf die spezifischen Anforderungen der Finanzinstitute eingeht. Tonangebend ist auch das Gemeinwohl. Das zeigen die konzeptuelle Richtlinie „Public good“ und der übergeordnete Grundsatz „inclusive range of stakeholders“. Bei letzterem wird die Natur explizit als eigener Stakeholder aufgeführt.
Quelle: EFRAG; Final Report: Proposal for a relevant and dynamic EU sustainability reporting standard setting, 2021, S. 17
Zwei Seiten der Medaille
Die EFRAG betont den Willen auf bestehenden Initiativen mit gleichen Zielen aufzubauen und beschwört den europäischen Geist der Kooperation. Über die Investoren-Perspektive eines von der IFRS vorgeschlagenen Sustainability Standards Boards (SSB) hinausgehend ist ihre Konzeption der Versuch, die Ausrichtungen der bestehenden internationalen Rahmenwerke zu vereinen: Die Stakeholder-Perspektive der GRI mit ihrem Blick auf externe Effekte wird mit der finanziellen Risiko-Perspektive von SASB und TCFD zusammengeführt. Das schreibt sie auch im Prinzip der doppelten Materialität fest: Zu betrachten sind sowohl die finanziellen Auswirkungen für das Unternehmen als auch jene seines Handelns auf Umwelt und Gesellschaft. So könnte ein umfassendes Bild des unternehmerischen Wirkens nach außen entstehen. Zudem könnten die nun erfassten Informationen aber auch unternehmensintern zum datengestützten Management der Nachhaltigkeits-Performance genutzt werden und den Hebel für Verbesserungen darstellen.
Partizipativere Strukturen
Folgerichtig schlägt darum ein zweiter Bericht eine neue, eigenständige Säule in der EFRAG-Governance-Struktur vor, die sich um den nichtfinanziellen Bereich kümmert und mit der klassischen Rechnungslegung zusammenarbeitet. Für eine ausgewogene Vertretung der Stakeholder soll die EFRAG-Generalversammlung um zwei neue Gruppen erweitert werden: Zusätzlich zu den bisherigen Accounting-Organisationen und Nationalen Standardsetzern sollen relevante europäische Institutionen und Behörden sowie die Zivilgesellschaft in Form von NGOs und Universitäten vertreten sein. Um sicherzustellen, dass zukünftige EU-Standards für das Nachhaltigkeitsreporting in einem inklusiven und stringenten Prozess entwickelt werden, soll ein eigenes Board geformt werden, das, gestützt von einer technischen Expertengruppe und in Kollaboration mit anderen internationalen Standardsetzern und Initiativen, die Entwicklung steuert.
Ob die Standards kommen, und wenn ja, in welcher Form, ist noch offen. Es könnte nach dem Fahrplan der EFRAG aber recht schnell gehen: Die noch zu entwickelnden Reportingstandards könnten erstmals auf Berichte für das Geschäftsjahr 2023 anzuwenden sein, wenn die EU-Kommission sich für eine verpflichtende Einführung entscheidet.
Titelbild: Dose Juice / Unsplash
Award für die Initiative Wohnen.2050
Hessens größtes Wohnungsunternehmen wurde für den bundesweiten Branchenzusammenschluss Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) mit dem immobilienmanager-Award 2021 in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. In der Jurybegründung heißt es: „Mit der Initiative Wohnen.2050 hebt das Unternehmen sein Engagement auf eine nächste Stufe. Denn Nachhaltigkeit und Klimaziele können nicht als einzelnes Unternehmen, sondern nur gemeinsam erreicht werden.“ Im Finale setzte sich die NHW gegen EWE tel. und Catella Project Management durch. Wir freuen uns mit unserem Kunden und gratulieren zu dieser tollen Auszeichnung!
Vorausdenken, Vorangehen: Gemeinsam für den Klimaschutz
Anfang letzten Jahres gemeinsam mit Partnern als Kommunikations- und Umsetzungsnetzwerk gegründet, hat die IW.2050 in kürzester Zeit mehr als 80 Partner mit rund 1,7 Mio. Wohneinheiten für sich gewinnen können. Die Initiative hat sich die Erreichung eines klimaneutralen Gebäudebestands bis zum Jahr 2050 zum Ziel gesetzt und bietet den Partnerunternehmen wertvollen Wissensaustausch beispielsweise durch Web-Veranstaltungen zu Themen wie Klimastrategie und CO2-Bilanzierung.
immobilienmanager-Award: Die Besten der Branche
Der Immobilien Manager Verlag zeichnet seit 2009 in 14 Kategorien erfolgreiche Unternehmen, Projekte und Personen der Immobilienwirtschaft aus. Eine hochkarätige und unabhängige Jury aus renommierten Köpfen der Immobilienbranche nominiert dafür pro Kategorie bis zu drei Kandidaten. Vor dem Finale, dass 2021 pandemiebedingt erstmals als digitale Award-Gala im Livestream und Spielfilmlänge stattfand, wurden in den drei Tagen zuvor die Top-3-Kandidaten der unterschiedlichen Kategorien per Video präsentiert.
Weitere Infos und alle Videos finden Sie im Internet unter diesem Link.
Foto: Steffen Hauser
Netzwerktreffen zum Deutschen CSR-Preis
Eröffnung mit den CSR-Preisträgern 2020
Am 13. April findet via Livestream aus dem Berliner Café Moskau das zweite Netzwerktreffen zum CSR-Preis der Bundesregierung statt. Der Austausch zu aktuellen Trends und Entwicklungen der nachhaltigen Unternehmensführung steht bei der Konferenz im Vordergrund.
Zu Beginn stellen sich die CSR-Preisträger 2020 in einem gemeinsamen Gespräch mit Schirmherr und Bundesminister Hubertus Heil vor. Darunter auch ein akzente-Kunde: Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt wurde für ihr ganzheitliches Nachhaltigkeitsengagement in der Kategorie bis knapp 1.000 Beschäftigte ausgezeichnet.
Digitalisierung und Verantwortung
In ihrer Keynote widmet sich Prof. Dr. Judith Simon der „Unternehmensverantwortung in der digitalisierten Arbeitsgesellschaft“. Die Professorin für Ethik in der Informationstechnologie an der Universität Hamburg beschäftigt sich mit der Verschränkung ethischer, erkenntnistheoretischer und politischer Fragen im Kontext von Big Data, Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung im Allgemeinen.
Worauf es bei der sogenannten Corporate Digital Responsibility (CDR) ankommt, können Interessierte auch in dem Sammelband „Unternehmensverantwortung im digitalen Wandel – Ein Debattenbeitrag zu Corporate Digital Responsibility“ nachlesen, welchen die Bertelsmann Stiftung und das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE) im Oktober 2020 veröffentlichten.
Sorgfaltspflicht in Lieferketten
Die Podiumsdiskussion zum Sonderpreisthema „Verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement“ verspricht vor dem Hintergrund des kürzlich verabschiedeten deutschen Lieferkettengesetzes interessante Einblicke. Worauf Unternehmen sich einstellen müssen, hat unsere Lieferketten-Expertin Alice Gumppenberg bereits am 23. Februar mit Expert:innen diskutiert – schauen Sie sich hier die Aufzeichnung des akzente Webtalks an.
Drei Praxisworkshops ermöglichen eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem betrieblichen Klima- und Umweltschutz, der unternehmerischen Sorgfaltspflicht in Lieferketten und der CDR. Weitere Informationen sowie das vollständige Programm des Netzwerktreffens finden Sie hier.
Foto: Markus Spiske | Unsplash
Nachhaltige Events im März 2021
Welche interessanten Veranstaltungen rund um Nachhaltigkeit und Wirtschaft gibt es im März? Wir haben uns die Termine durchgesehen und geben hier einen kurzen Überblick.
Internationale Tourismus-Börse (ITB) Berlin | 09. -12. März 2021
Erstmals findet die jährliche Leitmesse der internationalen Tourismusbranche rein digital statt. Teilnehmer:innen erwartet ein viertägiges, umfangreiches Programm rund um verschiedene Aspekte und Trends der Reise- und Tourismusbranche. Die Vorträge, Messestände und Networking-Formate sind auf einer digitalen Plattform zugänglich. Einen thematischen Schwerpunkt rund um Nachhaltigkeit bietet das sogenannte CSR-Programm, das als Parallel-Strang zum Event-Programm angelegt ist. Tickets für die digitale ITB NOW sind hier erhältlich.
Green Shift – Cutting Emissions | 10. März 2021
Ebenfalls digital und live gestreamt aus Würzburg zugänglich ist die Green Shift. Das Event widmet sich Fragen rund um die CO2-freie Produktion. Was kostet zum Beispiel die emissionsfreie Fabrik? Und wer zahlt für Investments in klimafreundliche Technologien? Hier bringt das Event Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen, um gemeinsam zu diskutieren und Lösungswege für Emissionseinsparungen und neue, nachhaltigere Geschäftsmodelle aufzuzeigen. Weitere Informationen finden sich hier.
W&V Green Marketing Day | 17. März 2021
Der digitale W&V Green Marketing Day am 17. März bietet ein abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen, Diskussionen und Networking-Formaten zu den Erfolgskriterien „grüner“ Kommunikation. akzente ist mit Senior Expert Communications Lisa Reichensperger vertreten. Mehr Infos zum Vortrag und den Link zur Anmeldung gibt es hier in unserem Blogbeitrag.
Green Finance | 23. März 2021
Die erste Ausgabe der „Digitalkonferenz für grüne Finanzierung“ widmet sich verschiedenen Finanzierungsfragen rund um grüne Transformation, der Umsetzung von ESG-Kriterien, nachhaltigen Lieferketten und Nachhaltigkeits-Reporting. Die Veranstaltung wird von bekannten Banken- und Finanzhäusern organisiert und bietet verschiedene Vorträge namhafter Unternehmen sowie Diskussions- und Networking-Formate. Die Anmeldung ist kostenlos, das vollständige Programm findet sich hier.
7th international Conference on Trends of Sustainability 2021 | 29. März 2021
Wo steht das ESG-Reporting und welche Entwicklungen sind künftig zu erwarten? Hierzu diskutieren führende Experten und Vertreter der bekannten Reporting-Rahmenwerke GRI und SASB und namhafter Organisationen wie des Climate Disclosure Standards Board (CDSB). Die Teilnahme ist kostenlos, hier geht es zum Programm und zur Anmeldung.
Foto: Dee @ Copper and Wild | Unsplash